Nicht jeder Sport ist gut in jedem Alter

"Sport ist Mord" kann sogar stimmen, wenn man den Sport nicht altersgerecht angeht. Dass ein Dreijähriger wohl kaum einen Marathonlauf durchhalten kann, und das kleine Herzchen hoffnungslos überfordert wäre, ist wohl jedem klar. Auf der anderen Seite der Skala finden wir heute sogar Hundertjährige, die ihrem Körper diese Strapaze zumuten, und alle applaudieren mit Anerkennung. Dass der falsche Sport im falschen Alter destruktiv ist und unser Gesundheitssystem nur sinnlos belastet, wird dabei leider nicht bedacht.

 

Die Reserven des Menschen

Jeder weiss, dass man Muskeln trainieren kann. Trainierte Muskeln leisten mehr und auch über längere Zeit. Aber wie steht es mit den vielen anderen Komponenten unseres Bewegungsapparates, den Bändern, Knorpeln, Menisken, Gelenken, Bandscheiben usw., lassen auch sie sich ohne Weiteres durch ständiges Training auf dauerhafte Höchstleistung trimmen?

Nein, ganz sicher nicht. In gewissem Umfang sind diese Körperteile regenerierbar, das hängt auch an der Ernährung, also an den Stoffen, die wir unserem Körper anbieten und zuführen, aber im Prinzip handelt es sich hier leider um Verschleissteile. Das rechte Schultergelenk kann eben im ganzen Leben nur 10.000 Speerwürfe machen, die Bandscheiben halten nur 10 Klaviertransporte aus und Knie und Hüften sind auf ungefähr 100.000 km Laufen ausgelegt.

Wenn wir geboren werden, wird uns in vielerlei Hinsicht ein Budget mit auf den Lebensweg gegeben, und wenn wir das ausgegeben haben, dann ist die "Kasse" leer, dann geht nichts mehr.

 

Der alte Mensch ist wie ein altes Auto

In der Tat verschleissen sich die Gelenke, die Knorpelmasse wird drastisch abgebaut, spätestens, wenn die Knochenhaut aufeinander reibt, entwickelt sich die extrem schmerzhafte Arthrose, dann wird jede Bewegung zur Qual. Aber auch die täglich fleissig arbeitenden Organe sind von diesem Alterungsprozess betroffen. Unsere Krankheitsindustrie hat daraus selbstverständlich ein riesiges Geschäft gemacht. In jeder Arztpraxis stehen heute kostspielige, computergesteuerte Diagnose- und Behandlungsgeräte herum, die amortisiert werden müssen. In der Folge wurde eine Vorsorgemanie ins Leben gerufen. Erst mal ist das ja auch recht überzeugend, wenn bei einem Siebzigjährigen im Rahmen der unangenehmen Darmspiegelung kleine Polypen gesehen und sogleich auch abgeknippst werden. Vielleicht wurde damit die Entwicklung von Darmkrebs verhindert. Dennoch ist diese Massnahme kein Jungbrunnen. Trotzdem stehen Gefässe im Gehirn kurz vor dem Schlaganfall, das Herz kurz vor dem Herzinfarkt, die Leber startet gerade ihre Zirrhose und die Lunge ringt mit einer Embolie, nach dem Motto: "Welchen Tod hätten's denn gern?". So gesehen, könnte sich jeder Sechzigjährige ins Spital einliefern lassen, um dort nie wieder herauszukommen, denn an einem Oldtimer gibt es immer etwas zu tun.

 

Also im Alter lieber auf Sport verzichten?

Nein, ganz und gar nicht, es sollte aber ein gesundheitsfördernder Sport dem Alter angemessen sein. Für eine schlanke Zwanzigjährige mit ihren knapp 50 kg ist Jogging maximal dreimal die Woche ca. 5 km durchaus als Ausdauertraining zu empfehlen. Entscheidet sich plötzlich ein sechzigjähriges Couch-Potato mit 40 kg Übergewicht für diese Aktivität, dann braucht dieser Mensch einen sehr starken Willen zur Überwindung der Wadenkrämpfe und der anfänglichen Herzkreislaufbeschwerden abgesehen vom Luftmangel. Bleibt er bei seiner Fehlentscheidung trotz aller körperlichen Warnungen, sind nach wenigen Monaten die Kniegelenke kaputt, und wir liegen auch mit sportlicher Aktivität dem Gesundheitssystem extrem auf der Tasche.

Schwimmen ist aber immer eine gute Wahl. Auch Tischtennis verkraftet ein älterer Mensch mit Übergewicht ganz gut. Beim Wandern und Nordic Walking kann man seine Kräfte und Fähigkeiten ebenfalls gut planen und einteilen. Gleiches gilt für Radfahren. Unter guter Anleitung kann auch ein Fitnesscenter in Betracht kommen, während Klettern und Bergsteigen und Kampfsport nicht gut sind für ältere Menschen.

Wichtig ist eine längere Aufwärmphase, damit alle Muskeln, Bänder und Gelenke erst einmal langsam an die Bewegungen gewöhnt werden. Und dann sollte es unbedingt ein Sport sein, der die Ausdauer, also Herz und Kreislauf moderat fordert, wobei alle Bewegungen weich, regelmässig und kontinuierlich sind. Stossartige und ruckartige Bewegungen mit schnellen Verdrehungen wie beim Boxen mit hohen Impulskräften muss der ältere Mensch unbedingt vermeiden, um nachhaltige Verletzungen ausschliessen zu können.

Bildquelle: Dieter Schütz / pixelio.de

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