Fracking geht jeden etwas an

Wir sind in der Schweiz Kummer gewohnt, und dazu gehören auch (kleine) Erdbeben, die ab und zu unser Haus mehr oder weniger stark erschüttern. Wir haben uns kundig gemacht und verstanden, dass natürlicherweise in den Alpen Erdbeben zu erwarten sind als Folge der Plattentektonik. Der riesige afrikanische Kontinent driftet unaufhaltsam nach Norden und kollidiert dabei mit Südeuropa. Die Alpen türmen sich dabei auf wie eine verruschelte Tischdecke, weil Europa nach Nordosten nicht ausweichen kann, dort wacht nämlich der unerschütterliche Putin über sein russisches Reich, das nicht bereit ist, einen Zentimeter Platz zu machen.


Und das "Knarren im Gebälk" der knitternden Erdkruste sind eben die Erdbeben, unter anderen auch jene in der Schweiz. Wir können froh sein, dass nicht auch noch Vulkanismus dazu kommt. Die reine Lehre von der Plattentektonik hat nämlich genau diesen auch noch im Gepäck. 

Nun gibt es Kräfte in der Schweiz, denen die paar natürlichen Erdbeben moderater Stärke bei fehlendem Vulkanismus offenbar nicht spektakulär genug sind. Was kann man dagegen tun? Unter dem Stichwort "Geoengineering" finden wir verschiedene Methoden, mit denen der Mensch gedenkt, in die natürlichen Prozesse aktiv einzugreifen. Ein Ziel war zum Beispiel schon immer, das Wetter selbst zu machen, so, wie es einem gerade passt. Die Erdwärme als schier unerschöpfliche Energiequelle anzuzapfen, ist so eine weitere Variante, die schon seit vielen Jahrzehnten unablässig verfolgt wird. Dabei geht es durchaus auch um die Wärmepumpentechnologie, aber wir wollen hier tiefer gehen, dorthin, wo es richtig heiss wird.

 

Der geothermische Gradient


Schon die Kinder wissen, dass es im Erdinneren sehr warm ist. Auf die Planetenentstehung und Entwicklung wollen wir hier nicht weiter eingehen, aber damit hat das wohl etwas zu tun. Aber wenn man jemanden fragt, wie warm ist es denn in der Mitte der Erde, dann erntet man meistens langes Schweigen. Eine Eselsbrücke bietet hier unsere Sonne, deren Oberflächentemperatur knapp unter 6000 Grad liegt. Man lese und staune: Unsere Erde ist im Zentrum sogar noch etwas heisser als unsere Sonne. Um an diesem "Fieber" nicht ernsthaft zu erkranken, hat die Erde ihren geothermischen Gradienten erfunden. Über diese "Schiene" kann sie ihre überschüssige Wärme ins Weltall "hinausschwitzen". Im Ergebnis stellen wir fest, dass in der oberen Erdkruste, die Temperatur mit der Tiefe zunimmt, und zwar ungefähr um 30 Grad pro 1000 Meter Tiefe.

Das weckt bei den Versorgern Begehrlichkeiten. Die Idee ist einfach: Wir pumpen kaltes Wasser über eine Bohrung in den tieferen Untergrund, wo sich das Wasser wie auf einer Kochplatte erwärmt, und dann pumpen wir es an derselben oder an einer anderen Stelle wieder so richtig schön heiss nach oben und versorgen die Menschen mit Heizung und Energie. 

 

Es gibt Schwierigkeiten

 

In ungefähr 4.000 Meter Tiefe ist das Gestein vielerorts gut 120 Grad heiss. Aber die Sedimentgesteine sind in dieser Tiefe wahnsinnig kompaktiert (was man schon beim Bohren merkt), denn es herrschen hier hydrostatische Auflastdrücke um die 1.000 Atmosphären. Mit diesem Druck muss das Wasser dort eingepresst werden, und dann kommt es in dem dichten Gestein erst mal nicht weiter. Da kam jemand auf eine geniale Idee.

 

Fracking

 

Jedes Gestein ist von Störungen in seiner Homogenität durchsetzt. Das sind natürliche Sollbruchstellen. Wenn man nun eine Flüssigkeit unter höherem Druck als den Gesteinsdruck einpresst, werden diese Störungslinien unter der Krafteinwirkung nachgeben und weiter aufreissen. Damit erzeugen wir Wegigkeiten und grössere Kontaktflächen für Fluide. Und das funktioniert tatsächlich mit unabsehbaren Folgen. Denn das so geschwächte Gestein kann sich dem afrikanischen Druck nun nicht mehr weiter entgegenstemmen. Daher ist es nur folgerichtig, dass Fracking Erdbeben auslöst. Fast kann man seine Uhr danach stellen. 

Selbstverständlich verwenden die beteiligten Firmen dazu nicht destilliertes Wasser, sondern sie vermischen das Wasser mit geeigneten Chemikalien, die das Fracking effizienter machen. Bei Nachfrage, was das wohl für chemische Zusätze seien, zieht man sich immer gern auf das Betriebsgeheimnis zurück, schließlich will sich die Firma nicht in die Karten schauen lassen, damit die chinesische Konkurrenz das patentierte Verfahren sofort kopiert.

Wer tiefer ins Thema einsteigen möchte, dem seien noch diese Links empfohlen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deep_Heat_Mining_Basel

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/erdwaerme-projekt-erneut-erdbeben-am-bohrloch-von-basel-a-459945.html

 

Bildquelle: jwigley / pixabay.com

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