Die Qualität der Arbeit steht und fällt...

... mit den eingesetzten Werkzeugen - das ist eine schon lange bekannte Wahrheit und Weisheit professioneller Handwerker. Sie weitet sich aber auf viel mehr aus, als nur auf die Welt der Arbeiter. Wenn wir das Wort Werkzeug mal ins Englische übersetzen, kommen wir zum "Tool", und an dieser Stelle versteht der Leser schon, dass die obige Erkenntnis quasi für alles gilt, insbesondere auch für die heutigen modernen Berufe, die es ohne die Digitaltechnik gar nicht geben würde. Jeder weiss, dass heute unter Tools meistens umfangreiche Programmsysteme verstanden werden, sogenannte Softwaretools, das können Grafikprogramme, Datenbanken, Betriebssysteme, CAD-Systeme, Architekturprogramme, Verwaltungssoftware, CFD-Handelssoftware u. v. m. sein. Intuitive Programmoberflächen, mit deren Hilfe der neue Anwender direkt loslegen kann, ohne ständig unverständliche Hilfekommentare aufrufen zu müssen, sind in der Sache ein sehr wichtiger Punkt.

 

Back to the (tool) roots

Deutlich mehr als jeder zweite Arbeitsplatz ist heute vom "Computervirus befallen". Anders ausgedrückt, es gibt kaum noch "einfache" Arbeitsplätze für "einfache" Menschen, die sich entweder in der digitalen Welt (noch) nicht auskennen, oder Digitaltechnik am Arbeitsplatz (bewusst) gar nicht einsetzen wollen. Fast jeder, der heute als Patient zum Arzt geht, beklagt, dass der Arzt nicht ihn, also seinen Patienten ansieht oder abfühlt, so wie das früher üblich war, sondern die Augen des Arztes sind die ganze Zeit starr auf einen Bildschirm gerichtet, meistens mit der Verwaltungssoftware zur Abrechnung seiner "Leistungen" beschäftigt. Wenn in diesen beklagenswerten Zeiten nun ein Arzt neuen Typus daher käme, der bewusst auf jede Berührung einer Tastatur verzichten würde, dann würde allein durch diesen einen Arzt mit Berufung sehr wahrscheinlich eine grosse Zahl zufriedener Patienten generiert werden. Das war nur mal ein recht unrealistisches, wenngleich wünschenswertes Beispiel dafür, dass es auch bei modernen Menschen ein Bedürfnis nach Arbeit gibt, die eben mal gerade nicht mit dem abstrakten Umlegen von Nullen und Einsen zu tun hat.

 

Wir haben viel verloren

Die ständige Zunahme psychischer Erkrankungen ist nur eine Auswirkung davon, dass die "digitale Revolution" inzwischen in wirklich alle Lebensbereiche tief eingeschnitten ist, was an vielen Stellen auch grotesk unnatürlich ist. Schrittzähler in Schuhen, die die Laufstrecke in Kalorienverbrauch umrechnen und erst bei Erreichen eines bestimmten Schwellenwertes die Kühlschranktür öffnen lassen, das ist die Realität, die wir uns gerade freiwillig schaffen. Wir schmachten geradezu devot nach der unerbittlichen Diktatur durch Maschinen und stürzen uns alle zusammen in die freiwillige totale Unterwerfung. Allein unser Unterbewusstsein spürt, dass da etwas schief läuft, kommt damit nicht zurecht und sendet zunehmend Warnsignale in Form von Ängsten, Psychosen und vielen psychosomatischen Erkrankungen aus.

 

Manche haben erkannt und ziehen heilsame Konsequenzen

Diese lange, vielleicht auch etwas verwirrende Vorrede soll nun endlich ihre Auflösung finden. Nicht jeder Softwareingenieur kommt nach der Arbeit nach Hause und wirft sofort seinen Rechner an. Viele haben erkannt, dass ein Mann Dinge tun muss, die Männer schon immer gemacht haben. Damit ist nicht unbedingt der Kampf mit Schwert und Schild bis aufs Blut gemeint, aber der Griff zu Schraubenzieher, Hammer und Bohrmaschine ist in der Tat genau der Ausgleich, den ein Mann in diesen Zeiten dringend braucht. Wir müssen am Ende des Tages sehen und anfassen können, was wir den ganzen lieben langen Tag gemacht haben, wir wollen etwas Bleibendes erschaffen. Das kann man nicht mit einer Tastatur, wobei vielleicht das 3-D-Drucken noch ein gewisser kleiner Lichtblick werden könnte. Vor einigen Tagen traf ich einen Abteilungsleiter, der normalerweise in der Politikberatung unterwegs ist. Aber was hat er sich zum Hobby gemacht? Er schmiedet in einer heissen dreckigen Werkstatt kunstvoll Eisen zusammen, und es geht ihm gut.

 

Keine Angst vor der eigenen Courage

Nun hat nicht jeder Mann einen handwerklichen Background. Wer in einer Juristenfamilie aufgewachsen ist, kriegt diesbezüglich weniger mit auf den Weg, als der Sohn eines Rohrlegers. Aber handwerkliches Arbeiten hat sehr viel mit logischem Denken zu tun. Wer ein Regal an eine Wand andübeln will, sieht doch schon, in welche Richtung die Kräfte wirken, wo die grössten Lasten auftreten, wie gut die Wand beschaffen ist, und wird sich für entsprechende Schrauben- und Dübelgrössen richtig entscheiden. Und ein bisschen Lehrgeld darf auch jeder zahlen, ist schon in Ordnung. Daher diese Aufforderung an alle: Männer, traut euch, ihr schafft das. Lasst euch euer angestammtes Metier nicht wegnehmen. Nehmt mutig gutes Werkzeug in die Hand und beeindruckt eure überraschten Frauen mit eurem Können.

Bildquelle: später / pixelio.de

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