Gute Vorsätze - neues Jahr, neuer Versuch

Die Schwelle vom alten hinein in das neue Jahr nutzen viele Menschen gern, um die altgewohnte Lebensweise kritisch zu hinterfragen und evtl. sogar einiges daran zu ändern. Möglicherweise haben die schier endlos erscheinenden Feiertage etwas mit der vermehrten Selbstreflexion zu tun, oder es ist schlicht nur die Magie des Moments. So ist also jeder Jahresanfang traditionell die Zeit neuer Vorsätze, und meistens handelt es sich um Gute.

Ja, sie können sich individuell sehr stark unterscheiden, aber da gibt es auch viele Gemeinsamkeiten:

• mehr sportliche Aktivitäten

• besser auf die Gesundheit achten

• sich weniger aufregen über Kleinigkeiten

• weniger rauchen oder trinken

• mehr auf die Umwelt achten

So jedenfalls sieht Ende 2015 die ermittelte Vorsätzeliste der Schweizer aus. Aber nur ein kleiner Teil der "Hochmotivierten" wird am Ende seine guten Vorsätze wirklich nachhaltig umsetzen können, denn das tief eingekerbte Fahrwasser unserer alten Gewohnheiten lässt meistens keinen Abzweig zu.

 

Warum also scheitern unsere neuen guten Vorsätze so oft?

Die meisten Menschen führen gezwungenermassen ein anspruchsvolles und zugleich auch anstrengendes Leben. Wer von seinem Beruf und zugleich auch von seiner Familie arg beansprucht wird, dem fehlt am Ende die erforderliche Energie, um seine guten Vorsätze wirklich umzusetzen. Der Geist ist zwar oft stark, aber das Fleisch, wozu auch ein fester Wille gehört, ist eben schwach. Warum ist das so?

Nach Aussage der neuesten Studie der Universität Zürich wird der Wille durch das eigene Denken geschwächt. Besonders verbreitet ist z. B. "Arbeit-Belohnung-Denken" nach dem Muster: "Für diese oder jene Erledigung habe ich mir eine Belohnung verdient." Und die Belohnung kann je nach Charakter ein gutes Essen, ein fauler Tag, eine technische Spielerei, Süssigkeiten oder auch Alkohol sein. Einige Psychologen gehen davon aus, dass sich sehr viele Menschen sogar ständig selbst hinsichtlich ihrer eigenen Leistungsfähigkeit unterschätzen. Bei jeder kleinen Anstrengung wird sofort die nächste Belohnungspause ins Kalkül gezogen.

Vielleicht haben wir ja ganz allgemein verlernt, uns anzustrengen? Möglicherweise hat uns unser bequeme westliche Lebensstil alle zu "Weicheiern" gemacht? Es ist ja bekannt, dass Menschen in akuten Krisensituationen immer wieder besondere, ungeahnte Kräfte mobilisieren und sehr entschlossen handeln können. So gesehen schlummert ein starker Wille eigentlich in jedem Menschen, aber leider zerschellt dieser allzu oft an den vielen kleinen Unwichtigkeiten, die uns täglich zerfressen. Wir können feststellen, dass wir es verlernt haben, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, wir können sozusagen die Prioritäten nicht mehr richtig setzen.

 

Umdenken ist der erste Schritt zum Erfolg

Gewollte Veränderungen müssen wir zuerst in unserem Kopf vollziehen. Erst danach ist es überhaupt möglich, neue Schritte in unserem täglichen Realleben wirklich zu gehen. Das ist leichter gesagt als getan. Starten müssen wir dazu mit absoluter Ehrlichkeit zu uns selbst. Eigene Fehler bzw. Fehlverhalten müssen wir uns zugeben. Ein Beispiel: Ich möchte gern mit meiner Familie mehr Zeit verbringen. Da ich immer zu viel Arbeit habe, ging das nicht. An dieser Stelle muss ich mir diese unbequemen Fragen selber stellen: "Muss ich denn wirklich immer so lange arbeiten und Überstunden machen? Habe ich nicht oft viel zu lange telefoniert? Hätte ich nicht meine Kaffee- und Zigarettenpausen kürzen können? Warum habe ich nicht auch mal 'Nein' gesagt zu meinen Kollegen, die mich immer wieder zu völlig unpassenden Zeiten um Hilfe bitten?"

Jeder gute Vorsatz verläuft im Sande, wenn er nicht immer wieder konkretisiert wird. Die Aussage sollte daher bei diesem Beispiel ganz klar verschoben werden, und zwar von: "Ich sollte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen", hin zu: "Ich werde am Dienstag deutlich früher nach Hause gehen, weil meine Frau an diesem Tag frei und die Kinder gerade Herbstferien haben." Und dann wird auch wirklich etwas Schönes mit der Familie ganz konkret unternommen.

 

Gemeinsam nicht einsam

Das ist der Hinweis darauf, dass uns Veränderungen immer besser in einer Gruppe von Gleichgesinnten gelingen. Eine Selbsthilfegruppe, die die eigene Betroffenheit wirklich empathisch mit- bzw. nachvollziehen kann, bewirkt Wunder. Um auf den Vorsatz "Mehr Zeit mit der Familie" zurückzukommen: Die andere Seite, die Familie nämlich, muss selbstverständlich mit am gleichen Strang ziehen. Dazu könnte gehören, dass die Familienmitglieder jene Aktivitäten bereitwillig mitmachen, die Vater eben auch mag, ganz egal ob das Fussball, Jogging, Schwimmen, Wandern, Camping oder Schachspiel ist.

 

Kleine Schritte mit grossem Erfolg

Unsere Vorsätze scheitern meistens an Überforderung. Zu grosse Ziele überwältigen uns gleich am Anfang. Daher gehen wir das Ziel in kleinen Schritten an und denken dabei z. B. an den Pianisten, der seine Darbietung ebenfalls in viele kleine Abschnitte einteilt, die er alle einzeln einübt, um sie erst später zu einem Ganzen zusammenzufügen.

Ein anderes Beispiel: Wenn ich abnehmen möchte, könnte der Start darin bestehen, erst mal nur an einem Wochentag auf Süssigkeiten zu verzichten. Oder man gewöhnt sich an, jeden Samstag schwimmen zu gehen. Das ist machbar und sollte unbedingt ohne Ausreden konsequent jede Woche so durchgezogen werden. Nach 2 Monaten ist es dann Gewohnheit geworden und fällt auch nicht mehr schwer. Es sind in der Tat unsere Gewohnheiten, die uns beherrschen und unseren Lebensstil ausmachen. Gewöhnen wir uns doch einfach etwas Vernünftiges an.

Bildquelle: geralt / pixabay.com

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