Endlich mal eine Auszeit nehmen

Ja, eine Weltumseglung ist sicher ein einmaliges Erlebnis, das man nie vergisst. Auch eine Fahrt mit dem Wohnmobil von Alaska bis Feuerland die gesamte amerikanische Westküste entlang ist ein Traum vieler Menschen. Aber das geht ja nicht. Maximal 6 Wochen Urlaub reichen eben dafür nicht aus, wer will schon seinen Job verlieren?

Falsch, das geht doch. Die Arbeitgeber wissen, dass die tägliche Arbeitsroutine Jahr für Jahr krankmachen kann, Burn-out ist in diesem Zusammenhang nur ein Stichwort. Diese Dinge lassen sich vermeiden, wenn man seinen Mitarbeitern auch mal eine Auszeit zugesteht. Wer die Gelegenheit bekommt, seinen Lebenstraum zu realisieren, kommt wie neu geboren mit voller Kraft zurück an seinen Arbeitsplatz.

Sabbatical heisst das Zauberwort, das man seinem Arbeitgeber in diesem Fall sagen muss.

 

Woher leitet sich dieser Begriff ab?

Das Wort Shabbat ist hebräischen Ursprungs und bezeichnet im Judentum den siebten Wochentag im Sinne eines Ruhetages, an dem nicht gearbeitet werden soll. Diese Idee wurde auf ein Arbeitsmodell ausgedehnt, das ein ganzes "Sabbatjahr" als Auszeit sogar vorsieht. Viele Arbeitgeber sind in der Sache recht flexibel und ermöglichen bei Bedarf auch kürzere Auszeiten, z. B. 3 oder 6 Monate.

Arbeitspsychologen empfehlen diese Art des Arbeitszeitmodells schon lange, und die meisten öffentlichen Arbeitgeber kommen dem auch bereitwillig nach, sofern dies die Arbeitsabläufe prinzipiell zulassen. Man kann aber feststellen, dass Sabbaticals bei kleineren Firmen fast gar nicht genehmigt werden. Und es gibt noch eine interessante Feststellung: Die Möglichkeit, ein Sabbatical für sich in Anspruch zu nehmen, wird erstaunlicherweise eher selten genutzt, jedenfalls kaum zur Selbstverwirklichung, so wie es bei der anfangs genannten Weltumsegelung der Fall wäre, sondern dann doch eher in Zwangssituationen wie z. B. einem Pflegefall in der Familie.

 

Wie soll das Ganze konkret funktionieren?

Das Arbeitszeitmodell ist rechnerisch relativ überschaubar. Ein Beispiel macht den Vorgang am besten plausibel: Der Arbeitnehmer vereinbart mit seinem Arbeitgeber für die nächsten 4 Jahre eine Teilzeitarbeit von 75% (3/4 Stelle), geht aber trotzdem die ersten drei Jahre weiterhin voll arbeiten. Auf diese Weise erarbeitet er im Voraus dreimal 1/4 Stelle. Diese in der Summe 3/4 Stelle wird dann im vierten Jahr abgegolten, ohne dass der Arbeitnehmer eine einzige Stunde an seinem Arbeitsplatz erscheinen muss. Er kann sich also frei "auf den Weg machen".

Diese Rechnung funktioniert auch in gleicher Weise, wenn man mit dem Arbeitgeber 7 Jahre ausmacht und dann entsprechend eine 6/7-Teilzeitbezahlung für die gesamte Laufzeit akzeptiert.

 

Die rechtliche Situation in der Schweiz

Ein Sabbatical wird in der Schweiz anders gehandhabt als in Deutschland. Hier handelt es sich eher um einen unbezahlten Urlaub. Grössere fortschrittliche Firmen bieten ihren langjährigen Kadermitarbeitern durchaus die Möglichkeit einer mehrmonatigen Auszeit an, das ist dort gang und gäbe, aber eben nur "auf eigene Kappe". Die USB verpflichtet sogar ihre höheren Kader zur beruflichen Pause. Jeweils nach 10 Jahren der Mitarbeit sind mindestens 40 Tage im Stück fällig. Die ETH Zürich "belohnt" lang gediente Mitarbeiter mit einem Sabbatical bis zu einem halben Jahr, allerdings im Sinne der Mitarbeit an einer Partnerinstitution. Der Dachverband der Lehrer stellte kürzlich ebenfalls die Forderung nach einer sechsmonatigen Auszeit nach 10 Dienstjahren auf. Staatsangestellten werden schon lange solche Auszeiten geschenkt, nachdem sie ein bestimmtes Dienstjubiläum erreicht haben.

Es gibt in der Schweiz weder eine gesetzliche Regelung noch ein Anrecht auf ein Sabbatical. Vielleicht geht man ja hierzulande davon aus, dass die Schweiz so schön ist, dass kein Mensch ein Sabbatical braucht? Der rechte Schweizer erfüllt täglich seine Pflicht und füllt dabei die Pensionskasse weiter auf. Das Sabbatical kommt also nur bei gutwilligen, verständnisvollen Arbeitgebern zustande, etwas Verhandlungsgeschick beim Arbeitnehmer vorausgesetzt.

Ein Sabbatical kann man natürlich auch als eine persönliche Investition in die eigene Zukunft angehen und diese wertvolle Zeit für Fortbildungen (Studium) oder das Erlernen einer Sprache im Ausland nutzen. In solchen Fällen gelingt es vielleicht, den Arbeitgeber von seinem Nutzen, der sich aus der Arbeitsunterbrechung ergibt, zu überzeugen.

Bildquelle: EME / pixabay.com

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