Fussball Fussball Fussball

Zwischen dem 10. Juni und dem 10. Juli 2016 wollen alle Schweizer Männer, so wie die Männer in vielen anderen Ländern, nur noch das Eine. Nein, natürlich keine Lohnerhöhung und auch kein Date mit einer wunderschönen Frau, Männer wollen ihre RUHE, um sich das absolut Grösste, die Fussball-Europameisterschaft anzusehen.


Denn dabei dürfen sie ab und zu wie verrückt laut aufschreien, so manches Bierglas quer über den Tisch umkippen und total übernervös kilogrammweise fette scharfe Chips in sich hineinstopfen, um noch mehr unendlichen Durst auf Bier zu generieren. Es ist jene wunderbare Zeit absoluter Männerfreiheit, da das ständige (manchmal auch berechtigte) Genörgel der Frauen tabu ist, Museums- und Theaterbesuche oder Vernissagen sind gnadenlos gestrichen, solange unser Team spielt. Es ist unsere Zeit, und die Frauen haben das zu akzeptieren. 

Kleine Randnotiz für die Frauen mit der Bitte um Verständnis: Vom 10. Juni bis zum 10. Juli 2016 findet die Fussball-Europameisterschaft der Männer in Frankreich statt. 

 

Warum brauchen Männer Fussball?

 

Weil dies die einzige Situation ist, in der wir endlich mal hemmungslos Gefühle zeigen dürfen. Unser ständiger Konkurrenzkampf im beruflichen Alltag setzt unser tägliches fehlerloses Funktionieren wie ein Computerprogramm voraus. Aber sogar Männer sind Menschen mit Gefühlen, was zu glauben den meisten Frauen so schwerfällt. Aber beim Fussball ist das alles endlich mal anders. Wir dürfen uns sogar das Gesicht bemalen und kunterbunte Kleider tragen, dabei witzige Hüte aufsetzen und völlig unnötige Schals anlegen. Und wir können doof grölen und jeden Krach nach Belieben machen. Bei jedem Tor dürfen wir wie beim Karneval wildfremde Menschen umarmen, manchmal steht da sogar zufällig gleich eine recht ansehnliche Dame parat, und im Falle einer Niederlage dürfen Männer nach Herzenslust heulen und Kullertränchen ohne Ende produzieren. Wer lieber schimpft und flucht, darf auch gern diese Varianten wählen.

 

Die Anzahl der Regeln ist wenigstens beim Fussball überschaubar

 

Unser Leben ist kompliziert, die Anzahl der Gesetze, die wir alle befolgen sollen, tendiert gegen unendlich, und unsere lieben Frauen machen unser Leben nicht einfacher. Ganz anders beim Fussball: Da soll nur das Runde in das Eckige. Die Mannschaft, der genau das am häufigsten gelingt, hat gewonnen. Das ist alles sehr transparent, ganz anders als im wirklichen Leben von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft oder Kultur. Und für diejenigen, die sich unbedingt als besondere Experten hervortun wollen, wurde das Abseits erfunden. Wer aber eingesteht: "Von Fussball verstehe ich nichts, dafür interessiere ich mich nicht", das ist ein Outen, einem Offenbarungseid gleich, wodurch ein Mann gnadenlos auf die gleiche Stufe wie die Frauen gestellt wird.

 

Wir sind wieder wer

 

Zugehörigkeiten und Identifikation sind für alle Menschen einer Gesellschaft wichtig. Allein, wer mit seiner Mitgliedschaft in einer politischen Partei oder in einer Gewerkschaft prahlt, kann auch sehr schnell anecken zum Beispiel bei seinem Arbeitgeber, und wer sich täglich öffentlich zu seinem Kleingartenverein bekennt, wirkt schnell etwas lächerlich. Sich nur mit dem Unternehmen zu identifizieren, in dem man tätig ist, kann ein Leben nicht wirklich ausfüllen. So gesehen ist der Fussball diesbezüglich geradezu eine ideale Identifikationsmöglichkeit. Zudem sind Fussballfans (mit ihren Gefühlen) nie allein, unabhängig davon, ob der Verein gerade gewonnen oder verloren hat. Ob im Stadion oder vor dem Fernseher, die soziale Einbindung und Anerkennung ist jedem sicher, der sich über ein Tor der richtigen Mannschaft freut. 

 

Fussball hat Züge einer Religion

 

Die grossen Glaubensgemeinschaften des Abendlandes verzeichnen zunehmend den Verlust von Mitgliedern, obwohl alle Menschen natürlicherweise ein grosses Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer grossen Gemeinschaft haben. In diesem Kontext bietet der Fussall willkommenen Ersatz. Bei Europa- oder Weltmeisterschaften werden Spieltage der eigenen Mannschaft zu zusätzlichen Feiertagen umfunktioniert und kulthafte Objekte stehen auch genügend zur Auswahl: Fähnchen, Schals, Abzeichen, Trikots, Mützen und vieles mehr. 

 

FAZIT:

Es gibt für die Männer viele Gründe für die Liebe zum Fussballspiel. Ab dem 11. Juli 2016 werden sie aber wieder ihre zivilisierte Jacke anziehen und mit ihren Frauen artig ein Konzert, ein Theaterstück oder eine Kunstausstellung besuchen. Aber jetzt in diesen wundersamen Tagen dürfen sie mal ganz verrückte Sachen machen. Übrigens, Männer lieben ihre Frauen auch während eines Fussballspiels, wenn sie still und brav danebensitzen oder mitfiebern. 

 

Bildquelle: Gelinger / pixabay.com

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