Länger leben dank Multivitaminen?

Nahrungsergänzungsmittel in Form von zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen finden immer häufiger ihren Weg in den Ernährungsplänen des modernen Mannes. Vor allem sollen diese helfen, die eigene Fitness zu verbessern und erfolgreich verschiedensten Krankheiten vorzubeugen. Kürzlich wurden die Ergebnisse einer Langzeitstudie aus den USA veröffentlicht, in welcher der Zusammenhang zwischen Multivitaminpräparaten und Langlebigkeit untersucht wurde.
Mehr Vitamine, höhere Langlebigkeit?
In den USA kam kürzlich eine Langzeitstudie mit mehr als 390.000 Teilnehmenden zu Ende. Im Rahmen dieser Studie wurde untersucht, inwiefern die Einnahme von Multivitaminpräparaten hilft, die eigene Langlebigkeit zu erhöhen. Obwohl sich positive Aspekte zeigen, kam die Studie zum finalen Ergebnis, dass Teilnehmer, welche täglich entsprechende Präparate zu sich nehmen, nicht länger leben würden als jene, welche dies nicht tun. Somit ist davon auszugehen, dass Multivitaminpillen für keine höhere Langlebigkeit sorgen.
Besagte Studie wurde durch Forschende des US-amerikanischen National Cancer Institutes, kurz NIH, durchgeführt. Bei sämtlichen der 390.000 Teilnehmenden handelte es sich um Erwachsene, welche zu Studienbeginn frei von Krebs sowie anderen chronischen Erkrankungen waren. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, mussten sämtliche Teilnehmende mehrmals ausführliche Angaben zu ihren persönlichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten sowie zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln machen. Damit die tatsächliche Auswirkung von Ernährung und Präparaten festgehalten werden konnte, war die Studie im Ausmass von 27 Jahren angesetzt. Im Laufe dieser Jahre kam es zu knapp 165.000 Todesfällen.
Aus der Beobachtung und Auswertung der Daten ging hervor, dass die langfristige tägliche Einnahme von Multivitaminpräparaten zumindest bei gesunden Erwachsenen nicht hilft, die eigene Lebensspanne zu erhöhen. Es wurde eher das Gegenteil festgehalten. Die Mortalitätsrate der Teilnehmenden, welche täglich Präparate zu sich nahmen, war um vier Prozent höher als bei jenen Personen, welche ohne Nahrungsergänzungsmitteln lebten. Gleichzeitig kamen die Forschenden zur Einsicht, dass diese Beobachtungsstudien keine ursächlichen Zusammenhänge nachweisen können. Somit bedarf es weiterer Forschung, um möglicherweise endgültig feststellen zu können, inwiefern Multivitaminpillen sich auf die menschliche Langlebigkeit auswirken.
Ausgewogene Ernährung als Hauptfaktor
Fakt ist, dass der menschliche Körper mit fast allen notwendigen Vitaminen ausreichend versorgt wird, wenn man(n) über eine ausgewogene Ernährung verfügt. Dies bedeutet, dass in vielen Fällen die Einnahme von Multivitaminpräparaten nicht zwingend notwendig ist. Dennoch geht der Trend bezüglich Pillen und Co. deutlich in eine Richtung. Jeder dritte Deutsche nimmt inzwischen mindestens einmal wöchentlich Vitamine in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich. Bei jeder sechsten Person ist die Einnahme sogar täglich. Multivitaminpräparate liegen hierbei weit oben. Ein knappes Drittel aller eingenommenen Produkte lässt sich dieser Gruppe zuordnen.
Wer sich generell gesund, ausgewogen und abwechslungsreich ernährt, benötigt in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel. Gewisse Lebensumstände wie etwa eine Schwangerschaft oder vegane Ernährung stellen hier die Ausnahme dar, da bestimmte Nährstoffe wie Folsäure oder Vitamin B12 zugeführt werden müssen. Ob ein Vitamin- oder Nährstoffmangel vorhanden ist, bestimmt am besten eine Blutuntersuchung beim Arzt. Anhand eines aktuellen Blutbilds lässt sich leicht feststellen, ob Mängel vorhanden sind und die Einnahme von Präparaten sinnvoll ist. Bei der Einnahme von unnötigerweise hoch dosierten Vitaminen besteht das Risiko einer Überversorgung, welche wiederum unerwünschte Auswirkungen auf die eigene Gesundheit haben kann.
Nutzen und Risiko
Inwiefern besagte Präparate einen tatsächlichen Nutzen zeigen oder eher mit einem Risiko behaftet sind, lässt sich nach wie vor nicht wissenschaftlich feststellen. Viele Kranke und ältere Personen haben sich der Einnahme besagter Präparate verschworen. Gleichzeitig setzen immer mehr Gesundheitsbewusste auf Pillen, Pulver und Säfte, welche mit Vitaminen, Spurenelementen oder Mineralstoffen angereichert sind. Dadurch lässt sich aktuell nicht festhalten, ob ein gesundheitlicher Nutzen nur bei einer gewissen Personengruppe vorhanden ist oder ob jeder Mensch von ihnen profitieren würde. Ein ausschlaggebender Punkt hierbei ist die Tatsache, dass die Einnahme der Präparate nicht andauernd ist. Mit der Zeit können sich Mengen und Präferenzen ändern, sodass bei Untersuchungen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden müssen.
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