Der Mann alleine und das Wohnen

Immer mehr wird es zum Trend, dass der Mann zwar in einer Partnerschaft lebt, aber nicht zusammen wohnt. Dies resultiert in der Tatsache, dass man zwar das Vergnügen gerne teilt, jedoch das Alltagsleben doch lieber so gestalten möchte, dass genügend Entspannung und Freiraum übrigbleibt. Oft ist das Zusammenziehen auch mit zu viel Risiko verbunden. Man kennt eine Frau seit ein paar Monaten, fühlt sich wohl mit ihr und kann sich auch vorstellen, dass es etwas Längerfristiges ist. Aber deshalb gleich alles über Bord werfen und eine gemeinsame Wohnung suchen? Das ist dann doch zu riskant. Zu riskant gerade für Männer im mittleren und höheren Alter. Sie haben es sich irgendwie im Leben eingerichtet. Haben möglicherweise Eigentum. Es gibt eine Wohnung oder ein Haus, das man gerne hat. Eine Bleibe, in der man die Nachbarn, den kleinen Lebensmittelladen um die Ecke, und die Kneipen kennt. Ein zu Hause, dass man sich mit ausgesuchten Möbeln schön eingerichtet hat, deren Grundriss man liebt und das einen in schlechten Zeiten eine Höhle war. Wer weiss schon, was das neue Leben bringen mag. Ob es gut ausgeht? 



Der zurzeit definitiv knappe Wohnraum lässt also die Lebensabschnittspartner vermehrt zögern, eine neue Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung für ein gemeinsames Zusammenleben mit dem Anderen. Eine Entscheidung, die auch liebgewordene Möbel über Bord wirft, und die einem die Höhle nimmt, in die man sich an schlechten Tagen alleine erschöpft zurückziehen kann. 



Eine universelle Lösung zu diesem Problem gibt es nicht. Möglicherweise entscheidet ein Paar, erst mal im Urlaub gemeinsam ein Haus zu mieten, und die Entscheidung so nach aussen zu lagern, weg von den beiden Wohnungen. Oder man wohnt probemäßig beim Partner, um sich überhaupt vorstellen zu können, ob es gemeinsam klappen kann. Meist ist es nämlich der Mann, der nach einer missglückten Beziehung wieder auszieht und sich eine neue Bleibe suchen muss. Kinder und Frau bleiben im Haus oder der Wohnung. Hat ein Mann diesen Zustand schon mehrmals erlebt, hat er schlicht keine Lust mehr darauf, sich das nochmals anzutun. Er bleibt vorsichtig. Sich seine eigene Behausung zu behalten, ist anfangs deshalb durchaus verständlich und auch sinnvoll. Selbst, wenn Mann die meiste Zeit bei der Frau verbringt, so gilt die eigene Wohnung als Rettungsanker. Vielleicht kann man sie zeitweise untervermieten, bis sich eine Lösung abzeichnet? Oder ist das bereits die Lösung?


Von Wohnung zu Wohnung springen ist jedoch nicht dasselbe, wie wirklich zusammen wohnen. Man kommt einander nicht so nahe. Man kennt den Partner nicht im Alltag, tagaus tagein, sondern eher durch Besuche. Die Begegnungen bleiben etwas Besonderes. Manchmal fühlt man sich zwischen den Stühlen, denn die Hemden sind da, die Krawatte dort und das Auflade-Gerät für das Smartphone wieder einmal in der anderen Wohnung vergessen. Verflucht, wieder zurück! 


Andererseits bleibt so das Sexleben länger frisch. Der andere ist schlicht nicht jederzeit verfügbar, was sich auch positiv auf die körperliche Liebe auswirken kann.



Wirklich zu Hause fühlt man sich aber selten an 2 Punkten und die Partnerin ist nicht einfach am Abend zu Hause, wenn man heim kommt. Dies empfand ich persönlich übrigens als das Schönste. Das beiläufige "Immer Dasein". Jedoch kann das beiläufige "Immer Dasein" mit 2 Wohnungen nicht gelebt werden. Es fällt schlicht zwischen den beiden Punkten hindurch in den Abgrund. Ob dieser Abgrund die Leere oder die Fülle ist, diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten.

 

Bildquelle keresi72 / pixabay.com

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