Über die Facetten der offenen Beziehung

Sexualität "schreit" geradezu nach Abwechslung. Das hat etwas mit dem natürlichen Konzept der maximalen Vermehrung einer Spezies zu tun, dem auch wir mit Verstand beschenkten Menschen uns nicht entziehen können. Spätestens seit der Hippie-Bewegung der 1960er Jahre haben sich die verschiedensten Formen der "sexuellen Liberalität" formiert und etabliert. Aber wir wissen natürlich, dass dies keine Überlegungen der Moderne sind, dass freie Liebe auch in der Renaissance oder bei den alten Griechen gang und gäbe war. 

Bei frisch verliebten Paaren dauert es kaum ein Jahr, da schielt der Mann auch schon mal nach dem, was sich wohl unter dem Röckchen der Nachbarin verbirgt, und auch die Dame des Hauses findet einen Partygast ziemlich gut gebaut. Es geht hier darum, dass die aufkommende "Langeweile" im Ehebett absolut kein Grund dafür sein muss, dass sich Paare, die wirklich gut zusammenpassen, deshalb unbedingt für immer trennen müssen.

Zu diesem Zweck wurde die "Offene Beziehung" erfunden. Das klingt vernünftig, oder geht es hier nur um einen lustigen Freifahrtschein zum Fremdgehen? Kann denn wahre Liebe ohne Treue überhaupt funktionieren? Was ist, wenn ein Partner die offene Beziehung propagiert, der andere aber gar nicht mit dieser Idee zurechtkommt? 

 

Theorie und Praxis der offenen Beziehung


Bei den "Schmetterlingen im Bauch" handelt es sich um eine massive Ausschüttung von Glückshormonen, die wie eine Droge wirken, wer wollte das nicht jeden Tag so schön erleben? Mit der "abgestandenen" Beziehung ist das einfach nicht zu machen. Warum sollten wir also nicht alle gleichermassen für uns die offene Beziehung realisieren? Wir leben nur einmal, und das Leben ist kurz genug. 

Rein theoretisch sind all diese Fragen und Überlegungen absolut berechtigt. Wer so leben möchte und dennoch eine gefestigte Partnerschaft will, darf nicht nur den Spassfaktor im Blick haben, sondern muss sogar ein besonders hohes Mass an Verantwortung, Ernsthaftigkeit und Empathie für seinen Partner aufbringen. Fakt ist, dass sehr viele offene Beziehungen am Fehlen der Ehrlichkeit gescheitert sind. Das Kennenlernen eines anderen (Sex)Partners kann sehr schnell dazu führen, dass man für diesen Menschen Gefühle entwickelt, das ist völlig normal und soll auch so sein. Allerdings ist es auch jedem klar, dass seine Partnerin gar nicht hören will, wie gut die Neue im Bett ist, und dass sie darüber hinaus auch eine sehr interessante Person ist. 

 

Vertrauen, Reden und Regeln


Die Grundidee bei der offenen Beziehung zielt darauf ab, dass man dann glücklich ist, wenn auch der geliebte Partner sein Glück gefunden hat. Dennoch müssen wir uns dabei Regeln schaffen, an die wir uns auch freiwillig und mit Überzeugung halten. Das mag etwas spiessig klingen, aber der Rahmen einer offenen Beziehung ist genau abzustecken. Ein typisches Modell ist die Beschränkung auf (fremden) Sex, die eine richtige Affäre, eine ausserhäusige Übernachtung oder gar eine Urlaubsreise mit dem Anderen kategorisch ausschliesst. Darüber hinaus wird auch festgelegt, ob und wie weit über das Abenteuer erzählt werden darf, denn diese Schilderungen können schnell auch den Partner quälen.

Andere vereinbaren eine gemeinsame Mitgliedschaft in einer Tantra-Gruppe oder in einem Swinger-Club. Dieses Modell hat sich schon vielfach bewährt.

Das alles entbindet uns aber nicht von der Arbeit, nach den Gründen für die sexuelle Unzufriedenheit innerhalb unserer Partnerschaft zu fragen. Das Problem dabei ist immer wieder, dass diese Thematik sehr schnell als unumstösslicher Versuch der Aufkündigung der Beziehung interpretiert wird. 

 

Menschen verändern sich


Jeder Mensch ist einer persönlichen Entwicklung unterworfen. Dazu gehört auch, dass die Sexualität in fortgeschrittenen Jahren überhaupt an Stellenwert verliert. Auch das Entstehen von bestimmten Erkrankungen kann dazu beitragen. Daher müssen wir alle offen damit umgehen, dass sich die Schwerpunkte unserer Beziehungen im Laufe der Zeit verändern. Mit der Ausdünnung der gemeinsamen Sexualität kann sich auf einer anderen Seite eine grosse Bereicherung entwickeln. Dagegen anzukämpfen, ist sinnlos, es dankbar und demütig anzunehmen, kann neues Glück bedeuten. 

 

Die offene Beziehung bedeutet auch Risiko


Noch in den 1990er Jahren bedeutete die Diagnose Aids das Todesurteil. Heute kann man damit weiterleben, wenn man täglich eine ganze Schachtel voller Medikamente einnimmt. Im Übrigen erfüllt es mindestens den Tatbestand der Körperverletzung, wenn man einen anderen Menschen wissentlich und vorsätzlich mit dem Virus ansteckt. Das gilt so auch bei Hepatitis. "Safer Sex" ist also unbedingt ein ganz wichtiges Thema im Rahmen der Entscheidung zur offenen Beziehung.

 

FAZIT:

Sie ist eine interessante Idee, die offene Beziehung, aber sicher nicht wirklich für jedes Paar dauerhaft praktikabel. Unter der Voraussetzung, dass beide Partner sie gleichermassen wollen und im Vorfeld klare Regeln absprechen, die dann auch von beiden befolgt werden, kann die offene Beziehung das Leben in der Tat sehr abwechslungsreich machen. Sobald ein Partner signalisiert, dass er darunter leidet, sollte dieses Lebensmodell gemeinsam überdacht werden. Über die bestehende Gefahr, sich dabei eine schwerwiegende ansteckende Krankheit einzufangen, müssen wir uns bewusst sein.

 

Bildquelle: stokpic / picabay.com

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