Vaterfreuden und was dazugehört

Es war oft das Sujet von Filmen, das Bild des unerbittlichen Kerls, der bei den Frauen nur sein Vergnügen suchte und sie dann "wegwarf", wenn er genug von ihrem Gekeife hatte. Ganz schlimm traf es jene Filmfrauen, die unerwartet schwanger wurden, ganze Krimiserien über Mord und Totschlag bauten auf dem Thema auf.

Mit diesem schrägen Bild tat man dem Gros aller Männer wirklich sehr unrecht. Der Mann ist ganz genau so wie die Frau auf der Suche nach Familienglück, worin sehr viele Menschen den Sinn ihres Lebens sehen, eben genau so, wie es die Natur auch vorgesehen hat. Dass Männer im Fall der Schwangerschaft ihre Freundin zur Abtreibung zwingen, ist statistisch gesehen der seltene Fall. Der Normalfall sieht so aus, dass sich der Mann über die Nachricht, dass er "zugeschlagen" hat, mit Stolz in der Brust freut und gar nicht mehr weiss, wo er nun zuerst aktiv werden soll.

 

Der Nestbau

Männer sind wie Vögel. Sobald das Signal des Nachwuchses ertönt ist, wachsen sie über sich hinaus. Vorsichtig und zärtlich lieben sie ihre Frauen, lesen ihnen jeden Wunsch von den Lippen ab, nehmen ihnen auch jede schwere Arbeit ab und beginnen stetig und zielgerichtet, die ganze Wohnung umzugestalten. Durchaus mit voller Absicht stehen da plötzliche Überraschungen im Raum, wenn die "Mama" nach Hause kommt. Der angehende Vater weiss sehr wohl, dass bald ein Kinderzimmer gebraucht wird, und ist zum Beispiel sogar dafür bereit, sein geliebtes Büro oder das Bastellabor freizuräumen. Der dritte Monat ist noch nicht komplett, da sind die Wände mit einer bunten Tapete mit Delfinen und Krümelmonstern geschmückt, das Kinderbettchen mit Rasseln und rosa Plüschhase steht schon in der Mitte des Raumes, sogar an die Ikea-Wickelkommode und Wickelunterlage und an die Baby-Badewanne hat er gedacht.

 

Der reine Vorbereitungswahnsinn

Nun folgen viele Diskussionen darüber, was das Kind mal werden soll, wie es erzogen werden soll, wann es eine Geige oder doch lieber ein Klavier bekommen soll, aber "Mama" reisst das Ruder immer wieder herum und leitet die Diskussion in die Richtung, die sie jetzt am meisten beschäftigt, die Geburt. Auch hierzu hat sich "Papa" im Internet schon viel theoretisches Wissen angelesen. Da gibt es Hausgeburten nur mit Hebamme, sehr natürlich, und man könnte es auch im Wasser machen, davon merkt das Kind überhaupt nichts. Auf jeden Fall werden gemeinsam geburtsvorbereitende Kurse besucht, in denen "Mama" die richtige Atmung für die Wehen lernen wird, und "Papa" erfährt dort, wie er seine Frau dabei am besten unterstützen kann.

 

Ankunft der Majestät

Die Geburt des Kindes verläuft merkwürdigerweise ganz anders, als es in all den Kursen vorgegaukelt wurde. Vielleicht muss das Kind wegen drohenden Sauerstoffmangels schnellstens mit Saugglocke gezogen werden, nachdem Mama mit der Dammschere fast bis zum Bauchnabel aufgeschlitzt wurde, aber wir wollen hier nicht weiter in die Details der vorprogrammierten Kreisssäle in modernen Krankenhäusern gehen. Das Kind wurde geboren, und nach anfänglichen Schwierigkeiten ist es auch einigermassen gesund. Nach Überwindung ihres Schockzustandes ist sogar Mama den Umständen entsprechend "wohl auf". Nur der moderne Papa, der selbstverständlich bei der Geburt dabei war, kann sich an nichts erinnern, weil er im Kreisssaal umgekippt ist.

 

Das neue Leben zu dritt

Nun ja, viel kann Papa noch nicht anfangen mit dem Säugling. Er dachte, er könnte dann vielleicht mit seinem Sohn angeln gehen oder gemeinsam an der alten Kreidler herumschrauben. Aber das dauert wohl noch eine Weile. Erst mal will das Kind das "Tittelchen", so oft und so lang es nur irgend geht. Für Papa bleibt davon nicht viel übrig. Es hat sich viel verändert gegenüber früher. Immerzu steht der "Prinz" in Mamas Mittelpunkt. Vergnügt lacht sie, wenn er in grossem Strahl bei geöffneter Windel pieselt, und wie es im Wohnzimmer dabei stinkt. Wann ist sie eigentlich mal stolz auf Papa, was hat er sich bemüht und angestrengt, und wo steht er jetzt? Nimmt sie ihn überhaupt noch wahr?

 

Die Zeit rast dahin

Liebe Väter, das ist in der Tat eine Zeit, in der Ihr immer wieder nur die zweite Geige spielt, wenn überhaupt. Aber der begleitende Part lohnt sich. Die Kinder wachsen so schnell heran, viel schneller, als es uns lieb ist. Bedenkt nur, dass noch dieser Leckerbissen der Pubertät auf Euch wartet, und schon studieren unsere Kinder in einer anderen Stadt und gründen ihre eigene Familie. Dann kramen wir unsere alten Fotos heraus und denken gemeinsam mit unserer Frau, die wir heute mehr lieben als je zuvor, wehmütig zurück an die schöne Zeit, als unsere Kinder noch unsere Kinder waren.

Bildquelle: PublicDomainPictures / pixabay.com

Submit to DeliciousSubmit to DiggSubmit to FacebookSubmit to Google PlusSubmit to StumbleuponSubmit to TechnoratiSubmit to TwitterSubmit to LinkedIn

Weitere interessante Themen

 
Logo maennerseite ch