Fleisch macht stark - ist das so?

So dachte man immer. Gewichtheber, Ringer oder Boxer "müssen" sozusagen aus beruflichen Gründen Fleischberge vertilgen, um überhaupt genügend Proteine für den erforderlichen Muskelaufbau aufzunehmen. Und da trifft uns nun jene neue WHO-Studie (Oktober 2015) mit ihren Ergebnissen, dass rotes Fleisch und vor allem verarbeitetes Fleisch wie Wurstwaren krebserregend sind, mitten in den Bauch. Aber schon wird auch wieder heftigst zurückgerudert und relativiert, ist doch die starke Fleischlobby so gar nicht amüsiert über eine solche Verkündung. Was stimmt denn nun wirklich? Was kann man denn überhaupt noch essen, ohne nicht gleich tot umzufallen?

Fakt ist, und nicht jeder Veganer wird von dieser Aussage begeistert sein, dass wir Menschen von Natur aus Allesfresser sind, etwa so wie die Bären. Würden wir uns ungefähr an deren abwechslungsreichen Speiseplan halten, gäbe es kaum Zivilisations- und Stoffwechselkrankheiten. Unsere Verdauungsorgane sind extra für diese Mischkost hochgradig komplex konstruiert mit dem Ziel, jede Art von Nahrung chemisch aufschlüsseln zu können, um sie als Energielieferant nutzen zu können.

 

Wenig Fleisch wäre normal

Auf unserer natürlichen Speisekarte sind vor allem Obst und Gemüse, Nüsse, Pilze, Insekten, Fisch, Kräuter, Honig und Fleisch vorgesehen, wobei die Reihenfolge auch gleichzeitig für die richtige relative Mengenverteilung spricht. Das bedeutet, dass 50 Gramm Fleisch 5 Mal die Woche schon ein absolut oberes Limit markiert, und fleischfreie Tage die Regel sein sollen. Und es bedeutet auch, dass verarbeitetes Fleisch mit Pökelsalz oder noch moderneren Konservierungsstoffen wie z. B. Ameisensäure nun wirklich gar nicht in den Warenkorb gehören, aus dem unsere Verdauungsorgane schöpfen möchten. Insofern hat also jene WHO-Studie sehr wohl ihre Berechtigung. Im Übrigen ist ja deren Aussage auch gar nichts Neues. Ernährungswissenschaftler beschäftigen sich schon sehr lange und auch immer wieder mit dem Thema. Derartige mahnende Thesen gab es auch schon in den 1960er Jahren.

 

Fleisch könnte gesünder sein

So, wie die ganze Diskussion auch in der Öffentlichkeit geführt wird, werden die Fragen einfach nur falsch gestellt, denn die wesentliche Ursache für die Belastung unserer Gesundheit durch das Fleisch liegt tiefer. Es ist der Kapitalismus, der es jedem Unternehmen zur Existenzbedingung macht, seine Gewinne immer weiter zu steigern. Das gilt auch für landwirtschaftliche Betriebe, deren Wirtschaftsgrundlage Viehzucht und Nutztiere sind. Um jedes Jahr den Ertrag weiter zu steigern, werden die Tiere mit Hormonen und Medikamenten, z. B. mit Antibiotika vollgepumpt. Auch die absichtliche Erzeugung einer extrem kranken Fettleber bei Gänsen für die Herstellung schmackhafter Pasteten gehört mit in diese Reihe. All diese krankhaften Veränderungen im Tiergewebe und die Metabolite beim Abbau der Gifte nehmen wir dann genüsslich zu uns, jeden Tag ein bisschen mehr davon. Mit der Tötung der Tiere verschwinden alle diese Stoffe nicht, im Gegenteil, sie gelangen konzentriert in unseren Nahrungskreislauf.

Und es gibt noch einen wichtigen Aspekt, gerade wenn wir an das tausendfache Töten bzw. Schlachten der Tiere denken, denn das läuft in industriellem Massstab nicht so ab, wie bei unserem kranken Schosshündchen, dem der Tierarzt eine erlösende Spritze für den ewigen Schlaf gibt. Besonders bösartig behandeln wir die armen Schweine, die uns genetisch eigentlich sehr nahe stehen. Sie werden mit Schlagstöcken und Stiefeltritten in die Lastwagen geprügelt, im winterkalten Europa tagelang Tausende Kilometer über die Autobahnen geschliffen, wo sie sich kurz vor ihrer qualvollen Tötung erst noch eine Lungenentzündung zuziehen. Wenn dann endlich der besoffene Mann mit dem Bolzen kommt und diesen auch noch falsch ansetzt, dann sind die Tiere so grenzenlos verzweifelt, verängstigt, auch wütend, dass sie ihr eigenes Fleisch mit Stresshormonen bereits selbst vergiftet haben, als würden sie konzertiert denken (und das hat jetzt mit Esoterik nichts zu tun): "Ihr bösen Teufel werdet nun mein Fleisch fressen, aber es soll euch im Halse stecken bleiben."

Es ist längst überfällig, dass wir unsere Einstellung ändern. Wenn wir die Tiere, die uns ernähren, nicht mit gebührendem Respekt und Dankbarkeit so zu Tode bringen, dass sie minimales Leid dabei erfahren, dann wird uns zwar das Fleisch im Moment schmecken und stark machen, aber langfristig werden wir tatsächlich weiterhin an qualvollen Krebserkrankungen zugrunde gehen. Allein der Verbraucher hat die Macht, das zu ändern. Wer 50 Gramm Fleisch am Tag konsumiert, sollte in der Lage sein, das Fleisch von regionalen Betrieben zu kaufen, die sich einer entsprechenden Ethik verpflichtet fühlen. Wir brauchen kein billiges Schweinefleisch für 2 Euro das Kilo, das 15 Jahre später die Kosten im Gesundheitswesen explodieren lässt.

Bildquelle: w.r.wagner / pixelio.de

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