Reden ist Silber, Schweigen ist...

Männer sprechen nicht so gern über persönliche Dinge, das gilt sogar weltweit. Stattdessen beschäftigen sie sich lieber schweigend mit Technischem, oder sie gehen sportlichen Aktivitäten nach, die ebenfalls keine grossen Vorreden erfordern. Das Phänomen rief sogar Wissenschaftler auf den Plan, die der Frage nachgingen, warum Männer so enorme Schwierigkeiten haben bei der Analyse ihrer Gefühlswelt auf Gesprächsebene.

Das Ergebnis einer Forschergruppe von der "University of Missouri", die ca. 2.000 heranwachsende Personen dazu befragte, überrascht nun nicht wirklich: Viele Männer halten Gespräche über ihre Beziehung schlichtweg für Zeitverschwendung. Sie bestätigten weiter, dass sie schwierige Situationen in ihrer Beziehung dadurch zu neutralisieren versuchen, indem sie sich mit verschiedenen Aktivitäten ablenken.

 

Kann denn Reden Zeitverschwendung sein?

Wer beispielsweise traumatische Erlebnisse nicht in sich hineinfrisst, sondern sich irgendwann öffnen kann, und mit vertrauten Menschen offen darüber spricht, kann seine innere Anspannung deutlich abmildern, das ist bekannt. Dabei müssen die Gesprächspartner keine ausgebildeten Psychologen sein, allein durch das Reden im Sinne einer Ventilfunktion kann man bereits viel Dampf aus dem Kessel lassen.

Dieser positive Effekt des gemeinsamen Gesprächs tritt auch dann ein, wenn das "Problem" nicht so schwerwiegend ist, und davon darf man hoffentlich bei Beziehungsgesprächen ausgehen, wenngleich das Gespräch das Problem nicht immer gleich lösen kann. Mit einem so hohen Anspruch sollten wir unsere Gespräche auch nicht führen. Es ist natürlich sehr gut, wenn sich dadurch sogleich eine Lösung abzeichnet, aber in aller Regel geht es auch im Zusammenleben von Menschen immer um interaktive Prozesse der Annäherung, des Vertrauens und gegenseitigen Gewöhnung.

Auch offene Gespräche mit Freunden können sehr hilfreich sein und Lösungswege aufzeigen. Es gibt aber auch besondere Situationen, die wir bewusst nicht mit unseren Verwandten oder Freunden besprechen können oder wollen. Dann ist möglicherweise die Einbeziehung eines (Paar)Therapeuten, der zugleich, anders als Freunde und Verwandte, eine neutrale Person darstellt, eine gute Wahl. Einige Paare sind nicht (mehr) in der Lage, ruhig, sachlich und ehrlich ihre Probleme zu analysieren, ohne sofort in Streit und gegenseitige Beleidigungen zu verfallen. In diesen Fällen geht es überhaupt nur mit einer professionellen Moderation.

In der Wissenschaft geht man heute davon aus, dass beide Seiten recht haben und daher voneinander lernen können und sollen. Frauen können von Männern lernen, den Tag lockerer anzugehen, sich nicht immer gleich grosse Sorgen zu machen und möglichst auch immer einen Plan B zur Seite zu haben, falls die ursprüngliche Planung nicht so gut realisiert werden kann. Und Männer sollen lernen, dass die offene Ansprache von Problemen manchmal sehr unmittelbar zielführend sein kann.

 

Wenn die Kiste verfahren ist: Therapie oder Scheidung?

Zufällig sind die meisten Männer auch keine begeisterten Anhänger einer Paartherapie. Erst wenn die Frau mit der Trennung droht, und dem Mann so langsam deucht, dass sie es wirklich ernst meint, dann geht da was. Manchmal ist es ja auch nur das Wort Therapeut, das beim Mann eine allergische Abwehrreaktion auslöst. So sei den Frauen dazu geraten, lieber die Begriffe "Beratung" oder "Coaching" zu verwenden.

Die klassischen Auslöser für Konflikte bei Paaren sind:

• Kommunikationsprobleme

• Sexualität

• Der Seitensprung

• Andere wichtige Aussenbeziehungen wie zum Beispiel die Schwiegereltern

• Allgemeine Unzufriedenheit oder Enttäuschung

• Krisen, die sich durch Veränderungen der Lebensumstände einstellen wie zum Beispiel Schwangerschaft und Geburt

Bei Frauen, die sich zunächst allein an einen Therapeuten wenden, liegt der Leidensdruck meistens in einer Unzufriedenheit mit dem Partner. Männer ziehen zuweilen eher aus Liebeskummer einen Therapeuten zurate. Affären oder sexuelle Probleme werden von beiden Geschlechtern in etwa gleich häufig als Konfliktgrund angegeben. Vielen Männern fällt es in der Tat schwer, Hilfe von aussen anzunehmen, weil sie mit dem Beginn einer Therapie ein Eingeständnis ihrer Schuld, Schwäche und eigenes Scheitern verbinden. In der Konsequenz werden die meisten Trennungen dann auch von Frauen betrieben.

Fast jeder Mann bringt sein Auto gleich beim ersten "Hüsteln" zur Werkstatt und bittet dort einen Profi um Hilfe. Unser guter Rat zielt darauf ab, dass sich Männer auch beim ersten Kriseln der Partnerschaft professionelle Hilfe einholen sollten, bevor alles zu spät ist. Übrigens bezeichnet der Therapeut seine "Kunden" nicht als Patienten, sondern als Klienten, denn jene Menschen, die einen Therapeuten aufsuchen sind nicht krank, sondern lobenswert gewillt, ihre Probleme zu lösen.

Bildquelle: Lupo / pixelio.de

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