Nahrungsergänzungsmittel und Testosteron: Die falschen Werbeversprechen von Herstellern

Kaum ein Hormon, kaum eine Substanz scheint für uns Männer so wichtig zu sein wie das körpereigene Sexualhormon Testosteron. Das Hormon wird praktisch mit allem in Verbindung gebracht, was einen Mann zu einem Mann macht. Kraft, Muskeln, Aggressivität, Fokus, tiefe Stimme - Testosteron spielt in der Tat bei all diesen typisch männlichen Merkmalen eine Rolle. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass seit jeher Produkte von Herstellern in der Nahrungsergänzungsmittel-verkauft werden, die angeblich das körpereigene Testosteron steigern. Häufig findet man diese Supplemente innerhalb der Fitness- und Bodybuilding-Branche, da eben unser Testosteron eine signifikante Rolle bei dem Muskelaufbau spielt. Im Fachjargon sind die Produkte auch unter dem Namen "Testosteron-Booster" bekannt. Der Frage, ob diese häufig teuren Nahrungsergänzungsmittel überhaupt helfen oder ob man dabei sein Geld stattdessen zum Fenster rauswirft, werden wir im Rahmen dieses Artikels näher auf den Grund gehen.

 

Wie Testosteron überhaupt funktioniert und warum Nebenwirkungen so dramatisch sein können

 

Fakt ist, in den meisten europäischen Ländern ist der freie Verkauf von synthetisch hergestelltem Testosteron, wie zum Beispiel in Form von Testosteron-Enantat illegal. Es handelt sich dabei um ein verschreibungspflichtiges Medikament und das auch nicht zu Unrecht. Wer seinem Körper aus externen Quellen zusätzliches Testosteron zuführt, der wird damit nachweislich seinen Testosteronspiegel um ein Vielfaches erhöhen. Allerdings hat das auch Nebenwirkungen und diese können bei einem verantwortungslosen Umgang mit dem Hormon fatal sein. Ein hoher Blutdruck, ein sich mit der Zeit vergrösserndes Herz, ein erhöhtes Krebsrisiko und Haarausfall, sind hier nur einige Beispiele.

Hauptursache für die teils massiven Nebenwirkungen von extern zugeführtem Testosteron lassen sich darauf zurückzuführen, dass so bald unser Körper merkt, dass der körpereigene Testosteronspiegel ansteigt, er versucht, dem entgegenzuwirken. Der Körper probiert unseren Testosteronspiegel stets in einem natürlichen Gleichgewicht zu halten, da das Hormon letzten Endes auch nur ein Puzzlestück von vielen ist. Wie wirkt unser Körper dem entgegen? Nun, hier kommt die Überraschung: indem er vermehrt Östrogen produziert. Es passiert also genau das, was wir als Männer nicht wollen.

 

Zu viel Testosteron = gesteigerte Östrogenproduktion

 

Allerdings ist das noch nicht alles. Da der Körper vermehrt Östrogen produziert, um dem hohen Testosteronspiegel entgegenzuwirken, wird unsere körpereigene Testosteronproduktion praktisch eingestellt. Da wir das Testosteron von aussen zuführen, würde eine körpereigene Testosteronproduktion die Situation für unseren Körper schliesslich nur noch verschlimmern. Jetzt kommt der entscheiden Punkt: Sobald man die externe Testosteronzufuhr stoppt, fällt unser Testosteronspiegel massiv in den Keller. Die körpereigene Testosteronproduktion wurde eingestellt, unser Östrogenspiegel ist deutlich erhöht und von aussen kommt ebenfalls kein Testosteron mehr rein. Das Ergebnis ist insbesondere für Männer fatal. Angefangen bei starken Depressionen, Schwäche, Erschöpfungszuständen bis hin zu einem fehlenden sexuellen Verlangen, werden wir mit einer schieren Armee von körperlichen Beschwerden attackiert.

Hinzu kommt, dass dieser Zustand sehr lange anhält, da es einige Zeit dauert, bis unser Körper wieder mit der Eigenproduktion von Testosteron beginnt. Aus diesem Grund versuchen viele Menschen das Testosteron langsam abzusetzen und in gewissen Grenzfällen wird die externe Zugabe von Testosteron dauerhaft beibehalten. Zu empfehlen ist ein solches Prozedere in keinem Fall und insbesondere nicht für junge Männer. Liegen gesundheitliche Beschwerden vor, die sich nur mittels einer Testosteronersatz-Therapie behandeln lassen, hat der Einsatz von extern zugeführtem Testosteron sicherlich seine Berechtigung. In solchen Fällen findet das jedoch unter ärztlicher Aufsicht statt.

 

Was ist nun mit den Nahrungsergänzungsmitteln?

 

Nun stellt sich für euch wahrscheinlich die Frage, wieso wir so viel über die Funktion von Testosteron gesprochen haben, wenn es doch eigentlich um Nahrungsergänzungsmittel geht. Ganz einfach, wer verstanden hat, wie Testosteron funktioniert, und was geschieht, wenn unser Testosteronspiegel unkontrolliert in die Höhe schiesst, der kann daraus ableiten, ob frei verkäufliche Testosteron-Booster funktionieren oder nicht. Um es kurz zu machen: Nein, frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel können unseren Testosteronspiegel nicht anheben und selbst wenn sie es könnten, dann wäre der Effekt derart insignifikant, dass wir keinerlei Vorteil davon haben würden. Denn das Problem von synthetischem Testosteron ist nicht das Hormon selbst. Es nicht in etwa so, dass das Hormon aus der Spritze in irgendeiner Form giftig wäre. Nein, es ist die Wirkung selbst, sprich die Steigerung unseres Testosteronspiegels, die anschliessend die besagten Nebenwirkungen hervorruft. Würde nun ein frei verkäufliches Mittel auch nur annähernd denselben Effekt haben, wie synthetisch hergestelltes Testosteron, würde dies auch dieselben Probleme und Nebenwirkungen mit sich bringen.

Zudem sollte man als junger Mann wissen, dass der Testosteronspiegel allein nicht der entscheidende Faktor ist, wenn es um den Muskelaufbau geht. Viel wichtiger ist stattdessen das freie Testosteron in unserem Körper. Das heisst, selbst wenn diverse Mittel wie Tribulus Terrestris, Beta-Ecdysterone und Co. unseren Testosteronspiegel erhöhen würden, bedeutet das noch lange nicht, dass wir auch davon profitieren.

Verschiedene Supplement-Hersteller werben damit, ein Mittel würde laut wissenschaftlichen Studien den Testosteronspiegel um 10 % anheben. So weit, so gut. Doch selbst wenn wir dem Glauben schenken, wird dies in der Realität praktisch keinen Unterschied machen. Zum Vergleich: Schaut man sich das Resultat von extern zugeführtem Testosteron an, vertausendfachen sich hier teilweise die Messwerte. Es geht hier nicht um 10 oder 20 %, sondern um eine Steigerung im superphysiologischen Bereich, die notwendig ist, um davon überhaupt einen Effekt zu spüren.

Natürliche Mittel, die man in verschiedenen Bodyshops wiederfindet, schaffen das nicht und sind tatsächlich meist rausgeschmissenes Geld. Investiert euer hart verdientes Geld lieber in ein gutes Proteinpulver, denn das wird euch beim Aufbau von Muskeln mehr helfen als die sogenannten Testosteron-Booster.

 

Fazit

 

Eine ausgewogene, eiweissreiche Ernährung, gepaart mit einem gesunden Lifestyle und jede Menge Sport, sind nach wie vor die besten Methoden, um seinen Testosteronspiegel zu steigern. Wer auf diesem Weg bleibt und sich ordentlich ins Zeug legt, der wird nicht nur Erfolge haben, sondern zudem auch noch gesund sein. Das, sprich unsere Gesundheit, ist ohnehin der wichtigste Faktor. Denn ist diese erst mal weg, nützten einem auch die zusätzlichen Muskeln nichts mehr.

 

Bildquelle: Anshu A / unsplash.com

Submit to DeliciousSubmit to DiggSubmit to FacebookSubmit to Google PlusSubmit to StumbleuponSubmit to TechnoratiSubmit to TwitterSubmit to LinkedIn

Weitere interessante Themen

 
Logo maennerseite ch